Paolo Serra
Die unmittelbar ansprechende ästhetische Wirkung der einfarbigen geometrische Figuren, der effektvollen Farb- und Materialkontraste und der perspektivischen Effekte, aber auch die auf eine tiefe Kenntnis der traditionellen Techniken aufbauende Ausführung und ganz besonders die Kombination von mathematisch-wissenschaftlichen Grundlagen mit rein dem Zufall überlassenen Effekten, machen aus den Werken des 1946 in Morciano di Romagna geborenen Paolo Serra künstlerische Objekte, die nicht nur betrachtet, sondern auch genauer untersucht werden wollen.
Kreise, Quadrate und Rechtecke sind die bevorzugten Motive Serras Werk. Diese Vorliebe für eben die Formen, die Andrea Palladio 1570 in seinen Quattro Libri dell’architettura als die idealen bezeichnet hatte, kann bei einem derart guten Kenner der Kunst der vergangenen Jahrhunderte kein Zufall sein.
In der Tat lassen die Farbzubereitung mit aus Pflanzen und Mineralien gewonnenen Pigmenten, die Verarbeitung von Lapislazuli und Malachit, die Herstellung von Ei-Tempera, Ölfarben, sowie die Anfertigung der Bildträger aus Holz oder Leinwand an Künstlerwerkstätten vergangener Jahrhunderte denken.
Das historische Interesse Paolo Serras sollte nicht als anachronistisch angesehen werden. Ganz im Gegenteil ermöglicht gerade die Anerkennung der Bedeutung des künstlerischen Erbes der Vergangenheit und Integration einer mathematisch-wissenschaftlich geprägten südländischen Kultur mit einer stark dem Lichtstudium gewidmeten nordischen die Entwicklung einer ganz persönlichen modernen künstlerischen Ausdrucksweise.