Fred Thieler
Fred Thieler, geboren 1916 in Königsberg, zählt zu einem bedeutenden Vertreter des Informel und Hauptprotagonist der deutschen Kunst nach 1945. Die Informelle Kunst bezeichnet einen Sammelbegriff für eine Stilrichtung der abstrakten Malerei, welche nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa und in den USA entstand. Im Zentrum steht die Loslösung von sämtlichen formalen Bedingungen und die radikale Abkehr von der traditionellen Bildkomposition.
Bei Thieler zeigt sich dies durch eine Abkehr von der zunächst figürlichen Malerei und einer Hinwendung zur «Entleerung der Malerei»: Frühe Menschen-, Landschafts-, Stillleben-Darstellungen weichen formlosen, gestisch-dynamischen Farberlebnisräumen. Die Farbe wird unter Bewegung und tropfend auf die Leinwand aufgetragen, es entstehen an das amerikanische Action-Painting erinnernde schwungvolle Kompositionen.
Zunächst beginnt Thieler 1936 ein Medizinstudium in Königsberg, welches er 1941 im Zuge der nationalsozialistischen Diktatur und eines auferlegten Berufsverbots abbrechen muss. Trotz Verfolgung durch die Nationalsozialisten (Thielers Mutter ist Jüdin) studiert er an einer privaten Malschule unter Hein König in München und arbeitet später untergetaucht im Umfeld der Weissen Rose. Nach dem Zweiten Weltkrieg studiert Thieler von 1946 bis 1950 Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in München unter Carl Caspar. Es entstehen erste abstrakte Werke.
In den 1950er Jahren hält sich Thieler in Holland und später in Paris auf, wo er sich mit Hans Hartung, Serge Poliakoff und Pierre Soulages anfreundet und im «Atelier 17» arbeitet. 1952 wird Thieler offizielles Mitglied in der avantgardistischen Künstlergruppe «ZEN 49» in München. Im Nachkriegsdeutschland dient die gegenstandslose Malerei von «ZEN 49» als ein Ausdruck von Freiheit und Vielfältigkeit. 1953 wird Thieler Mitglied in der Neuen Gruppe München und kurz darauf in den Deutschen Künstlerbund aufgenommen. Von 1959 bis 1981 hält er eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin, von 1972 bis 1973 zudem eine Gastprofessur am College of Art and Design in Minneapolis. Thieler erhält zahlreiche Preise, unter anderem den Lovis-Corinth-Preis und das deutsche Bundesverdienstkreuz. Seit 1991 wird der Fred-Thieler-Preis für junge Maler von der Berlinischen Galerie verliehen. Thieler stirbt 1999 in Berlin.